100. Der Teufel als Zutreiber

In Schröcken stand vor altem ein Jäger aus Mellau im Rufe, daß er mit Hilfe des Teufels sein Weidwerk ausübe.

Einmal ging ein Jagdfreund mit ihm auf die Jagd. An einem guten Platz ließ sich der Jäger nieder und sagte, nun werde bald ein schöner Gemsbock erscheinen. Nach einer Weile fragte der Schütze seinen Begleiter, ob er jetzt den Bock sehen wolle. Damit reichte ihm der Wildschütz sein Fernrohr und jener sah, wie an der anderen Seite an der Berglehne der Teufel einen großen Gemsbock an den Hörnern hielt.

Einmal ging dieser Mellauer mit ändern Jägern auf die Jagd. Da kamen alsbald zwei schöne Gemsböcke herangesprungen und blieben vor ihm stehen. Die Tiere zitterten vor Angst und waren über und über mit Schweiß bedeckt. Daraus sahen die ändern, daß die Böcke mit Hilfe des Teufels herbeigetrieben wurden.

Dieser Jäger legte hundert Gemshäute genau aufeinander und dann kamen auch die Schußlöcher so übereinander zu liegen, daß man den Ladstock bequem durchstoßen konnte.

Als der Mann todkrank wurde, da wich der Teufel nicht mehr von seiner Seite und quälte den Armen. Weder im Hause noch im Freien konnte der Mann sterben; da legte man ihn in einen Zuber voll Weihwasser. Darin starb er endlich nach vierzehn Tagen.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 100, S. 75f