153. Der Teufel entführt ein Weib

Wenn die Weiber aus der Kindbett kommen und noch nicht ausgesegnet sind, hat der Teufel besonders viel Gewalt über sie. Einmal wollte eine Frau sich aussegnen lassen und hatte sich bereits mit einer Nachbarin auf den Weg zur Kirche gemacht; es ist nämlich Brauch, daß eine andere Frau mitgeht. Auf einmal erinnerte sich die Begleiterin, daß sie das Wachs vergessen habe und eilte zurück, um es schnell zu holen. Als sie zurückkam, fand sie die Gefährtin nirgends mehr, denn sie war schon vom Teufel entführt worden.

Später sah man das Weib hoch auf einem Felsen droben Wäsche aufhängen. Als es hieß, sie käme manchmal vorbeigefahren und sitze hinten auf einem Fuhrwerk, das vom Teufel kutschiert und von zwei Rappen gezogen werde, paßten etliche berherzte Männer dem Fuhrwerk ab und es gelang ihnen, dem Teufel das Weib glücklich wieder zu entreißen.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 153, S. 100