330. Im Kloster St. Peter

Nach einer alten Prophezeiung wird einmal der Lünersee ausbrechen. Sein Wasser wird das ganze Tal um Bludenz überschwemmen und an der Klosterstiege bei St. Peter bis zur dritten Stufe emporsteigen.

Zu diesem Kloster gehört ein großer gemauerter Stall. Der obere Teil dieses Stalles hat eine besondere, gewölbte Einfahrt. Unter diesem Gewölbe führt der Weg nach Rungelin. Hier sah man vor altem oft eine geisterhafte Nonne um Mitternacht im Mondlichte stehen. Dann hörte man auch eine liebliche Musik oder einen wunderschönen Gesang in den Lüften.

Vor altem war Militär beim Kloster im Quartier. Ein frommer Militärarzt hörte einmal beim Klosterstall die Totenvesper singen. Es war Mitternacht, und der Arzt getraute sich nicht zu antworten. Der Stadtpfarrer riet ihm, das nächstemal zu respondieren, aber der Arzt hörte den Gesang nie wieder.

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Anton Mutter von Rungelin ging eines Abends bei schlechtem Wetter nach Brunnenfeld. Unterwegs heiterte sich der Himmel auf und der Bursche steckte seinen etwas zerrissenen Schirm zu einem Fensterlein des Klosterstalles hinein. Um Mitternacht kam er wieder zum Klosterstall zurück und wollte seinen Schirm mitnehmen. Als er aber zum Fensterlein hineinlangte, ertönte ein so fürchterlicher Lärm, daß er entsetzt davonlief. Bald faßte der Bursche wieder Mut und kehrte zum Stall zurück. Aber wieder erscholl Lärm, als er zum Fensterlein hineinlangte. Anton Mutter lief heim, hatte am ändern Morgen ein geschwollenes Gesicht und war mehrere Tage krank.

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Im Kloster soll man einen großen Kessel voll Gold- und Silbergeld versteckt halten und dieser Schatz muß zu gewissen Zeiten umgerührt werden.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 330, S. 191