244. Die silbernen Knöpfe

Ein Kind, das mit seiner Mutter ob dem Levner Bad beim Amberger Schlößle im Walde holzen ging, hatte einen Korb Tannenzapfen zusammengelesen und setzte sich müde auf dem moosigen Boden nieder, pflückte Guggisbrot und aß es. Wie es so gegen den Waldsaum hinab sah, erschaute es auf einmal einen alten Mann in langem braunen Frack, grauen Strümpfen und Schnallenschuhen; unter der sonderbaren Kappe quoll langes graues Haar hervor. Auf einen Stock gestützt, schritt er langsam ein Stück des Weges und verschwand dann plötzlich.

Auch ein Mann, der früh morgens dort mähte, als noch Tau auf dem Grase lag, sah auf einmal ganz nahe einen betagten Herrn in altmodischem braunen Fracke und Schnallenschuhen; auf dem Kopfe hatte er einen Dreispitz. Langsam kam er am Stocke auf ihn zu und fragte, ob er ihm nicht den Schnitzer geben könnte, er möchte die Silberknöpfe an seinem braunen Frack abtrennen. Doch der Mäher hatte kein Messer. Da bat ihn der Greis gar flehentlich, so solle er es doch mit der Sense tun. Er willfahrte. Beim letzten Sensenhieb verschwand ihm der Alte urplötzlich, während er ihn noch am Silberknopfe zu fassen glaubte. Waren es unrecht erworbene Silberstücke, daß sie den Geist so beunruhigten?

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 244, S. 143