43. Schnee im Sommer

Ein Bauer ging einmal in Begleitung seines Hundes auf die Alpe Kälbele auf dem Pfänder. Da es noch dunkel war und ihn der Weg über Stock und Stein führte, hatte er eine brennende Fackel bei sich. Auf einmal sah er einen großen Mann mit glühenden Augen vor sich auf dem Boden liegen. Der entsetzte Wanderer konnte nicht anders, als über den am Boden Liegenden hinwegschreiten. Da blies ihm dieser die Fackel aus, und zwar so, daß kein bißchen Glut zurückblieb. Darauf mußte der Bauer stundenlang in tiefem Schnee herumwaten, obwohl es Sommer war. Endlich bei Tagesgrauen fand er wieder den rechten Weg und auch der Schnee war verschwunden.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 43, S. 50