427. Der schwarze Pudel

Im Hause Nr. 67 in einer Parzelle am Lech hauste lange Zeit ein Butz. Es war ein großer, schwarzer Pudel von fürchterlichem Aussehen. Er hatte aus Lumpen eine Lagerstätte auf dem Dachboden neben dem Kamin. Bisweilen wurde er bei dem Bildstöckle gesehen, das in der Nähe des Hauses steht. Manchmal ging er auch in die Kammer des Knechtes oder in die der Magd und hüpfte auf das Bett, so daß die Dienstboten vor Angst schrien und nicht mehr bleiben wollten. Als eine Frau aus diesem Hause im Wochenbett lag, kam der Pudel öfters zu ihr und riß ihr die Decke weg. Der heutige Besitzer dieses Hauses heißt N. N. und hinkt. Man munkelt, dieser Mann sei als kleines Büblein vor dem Pudel erschrocken und in den Keller hinabgefallen; dadurch sei er ein Krüppel geworden. Diese Sage wird nur im Geheimen erzählt, um den Wert des Hauses nicht zu beeinträchtigen.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 427, S. 239f