418. Der Pfurravogel

Wenn man von Zürs nach Lech geht, so verengt sich plötzlich das Tal und man heißt es etwa eine Viertelstunde weit die Pfurra, weil der Wind so saust. In dieser Gegend ist es von jeher nicht richtig gewesen. Einmal wurde Alois Eisensohn von Lech am hellichten Tage im Beisein seiner Schwester von unsichtbaren Händen wie ein Kreisel gedreht und von der Straße bis an den Lech hinabgewirbelt. Häufig hört man in der Nacht ein unheimliches Pfeifen und Gellen, aber den Pfurravogel hat noch niemand gesehen. Die Zugtiere können in der Pfurra plötzlich stehen bleiben und ängstlich in die Höhe schnuppern.

Dann sind sie weder durch Güte noch durch Peitschenhiebe vorwärts zu bringen. Dem Fuhrmann bleibt nichts anderes übrig, als die Pferde auszuspannen und am Zügel durch die Pfurra zu führen, bei welchem Gange die Pferde zittern wie Laub. Nachher muß der Fuhrmann seinen Schlitten eigenhändig holen und dann ziehen die Tiere wieder gut.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 418, S. 236f