321. Pest und Feuer

Als nach einigen nassen und unfruchtbaren Sommern 1467 der schwarze Tod oder das große Sterben auch nach Bludenz kam, gelobte die Stadt, am Tage der hl. Mutter Anna bis nach dem Gottesdienste zu feiern, ihr zu Ehren drei Messen in der Pfarrkirche zu lesen, dann in Prozession zur Heiligkreuzkirche zu ziehen und dort einem Lobamte beizuwohnen. Man scheint jedoch nach einigen Jahren dieses Gelöbnis vergessen zu haben. Als 1491 am St. Annatag in der Nacht um zwei Uhr ein Brand ausbrach, der binnen zweier Stunden die ganze Stadt mit ihren durchweg hölzernen Häusern verzehrte, auch alles, was an der Pfarrkirche, am Turme, am Schlosse, am Tore von Holz war, vertilgte, da wurde das Gelöbnis erneuert und eine strenge Feuerordnung festgesetzt. Noch heute wird am Annafeste ein Kreuzgang nach Stallehr gemacht.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 321, S. 186