590. Geweihte Palmen

Am Feste Maria Himmelfahrt werden die Blumenpalmen geweiht. Schon einige Tage vorher sammeln die Kinder in Feld und Garten Blumen, denn zweiunddreißig verschiedene Arten müssen sie zusammenbringen, wenn's ein rechter „Balmen" sein soIl. Den sammelnden Kindern riefen dann alle Blumen zu: „Nimm mi oh, nimm mi oh!" Nicht alle Blumen nehmen die Weihe an. Die geweihten Palmen werden aufbewahrt, und wenn einmal ein heftiges Gewitter am Himmel tobt, verbrennt das alte Mütterlein gläubigen Sinnes ein paar dürre Kräuter und Blumen vom geweihten Strauß und fürchtet nimmer das Toben des Unwetters, denn es heißt, sein Haus ist gefeit vor Blitzgefahr. — Jene Palmen, die zu Beginn der Karwoche geweiht werden, sind meist von den Zweigen der Weißtanne und Eibe.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 590, S. 310