555. Hanslas Maiggi und der Butz

Es war gegen Ende der Dreißigerjahre, als ein lediges Weibsbild, bekannt unter dem Namen „Hanslas Maiggi", ein einsames Haus im Schattenort bewohnte; so heißt ein kleiner Weiler von vier verstreut gelegenen Häusern am linken Ufer der Jll, der Expositur Gortipohl gegenüber. In diesem Haus hielt sich ein Butz auf, der sich bei Tag nicht ungern sehen ließ. Heizte das Maiggi den Ofen, so näherte sich der unheimliche, ganz schwarze Mann und wärmte sich beim Feuer; war die Hänguhr in der Wohnstube abgelaufen, so zog er sie auf, und zwar auf seine sonderbare Weise. Er griff nämlich mit seiner Rechten oben die leere Kette und zog sie in einem Zuge bis auf den Boden, während die andere mit einem Bleigewicht belastete Kette in die Höhe schnellte. Hatte das Maiggi ihr natürliches Kind in die Wiege gelegt, so erschien einermal der Butz und schaukelte sie, anfangs sanft, allmählich aber so heftig, daß sie umkippte, ohne daß das Kind herausgefallen oder auch nur aus seinem Schlummer erwacht wäre. Das gefiel dem Schwarzmann so sehr, daß er dabei jedesmal in ein lautes Gelächter ausbrach und vergnügt die Stube verließ. Weil das Maiggi den Butz dabei unbehelligt ließ, ja häufig auch für ihn betete, daß er von seiner Pein erlöst werden möchte, so hatte sie von ihm nicht das mindeste zu leiden.

Dagegen neckte der Butz einen gewissen Schrammel, der unmittelbar nach dem Maiggi das nämliche Haus bezogen hatte, auf alle mögliche Weise, weil der neue Hausherr, wenn dieses spukende Wesen sich zeigte, gern heftig schimpfte und fluchte.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 555, S. 296f