5. Der Klushund auf der Bank

Der Stücklefergger Knapp in Riefensberg ging alle Wochen von dort mit den Stückle in die Schweiz. Da stand er auch einmal um zwei Uhr früh auf und machte sich mit den Stickereien auf den Weg nach Lindau, um dann mit dem Schiff in die Schweiz hinüber zu fahren. Es war noch dunkel, als er die Klus erreichte. Müde vom langen Wandern setzte er sich auf ein steinernes Bänkle, um etwas auszuruhen. Bevor die Bahn von Bregenz nach Lindau gebaut war, befanden sich bekanntlich an der Klus, in den See hinein gebaut, drei kleine Anlagen an der Straße, mit steinernen Ruhebänken, die von Kastanienbäumen beschattet waren. Da gewahrte der Mann auf einer andern Bank etwas Schwarzes. Er glaubte, es sei ein Mantel und ging auf das Bänkle zu. Wie er aber nach dem vermeintlichen Mantel greifen wollte, fuhr er entsetzt zurück, denn es war ein greulicher schwarzer Hund mit mächtig großen, glühenden Augen. Jetzt spürte der Mann keine Müdigkeit mehr, er lief was er laufen konnte Lindau zu. Das war der Klushund.

Dieses Erlebnis hat der Stücklefergger Knapp - er starb vor einigen Jahren - sein Lebtag nicht mehr vergessen und in alten Tagen noch oft erzählt.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 5, S. 32f