162. Ins Josaphattal laden

Wenn in Hohenems in alter Zeit zwei miteinander auf Leben und Tod im Streite lagen, pflegten sie sich „ins Josaphattal" zu laden. Wurde diese Einladung angenommen, starben beide innerhalb weniger Tage. Wenn jedoch nur eingeladen wurde und der Gefragte nicht einwilligte, konnte ihm nichts geschehen. Einer fürchtete sich dennoch und eilte zum Geistlichen, um sich dort Rat und Hilfe zu holen. Der Geistliche tröstete ihn und sagte, er möge sich doch nicht bekümmern, wenn er nicht eingewilligt habe, brauche er keine Sorge zu haben, das lasse der liebe Gott nicht zu. — Dieser Brauch dürfte wohl auf israelitischen Einfluß zurückzuführen sein. Bei den Juden spielt bekanntlich das Tal Josaphat eine große Rolle.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 162, S. 103