303. Das Hexawieble

Frau N. hat mir erzählt, wie sie ein junges Weib war, sei in Bludesch eine gewesen, man habe ihr nur 's Hexawieble gesagt. Es leben noch Leute von ihr. Das habe auch können melken vom Handtuchzipfel. Es sei alle Tage in die Kirche gegangen. Es hatte auch eine Tochter zu Hause, die älteste. Die habe im Brauch gehabt, jedesmal nach dem Fürben (Kehren) den Besen am Bach unten zu waschen. Dann habe sie ihn vor der Haustür auf den Stiel gestellt. Wenn das Weible außer dem Haus war und den Besen vor der Tür fand, habe es oft lange rufen müssen oder warten, bis die Tochter kam. Dann schrie sie: „Tust den Besen weg, tust den Besen weg!" Vorher habe das Weible nicht hinein können. Ehe sie gestorben sei, habe die Tochter ihr müssen das Buch abnehmen und sich unterschreiben. Die Erzählerin meinte, man dürfe es nicht laut sagen. Aber im Geheimen sage man es in ganz Bludesch noch. Sie wissen es schon, daß man es heimlich sagt.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 303, S. 175