126. Heuschelme

Von der Alten, meiner Erzählerin, der Bruder, ein Lustenauer, ist In die benachbarte Schweiz gegangen und hätte können noch bei Tag heimkommen. Auf dem Weg hat es ihn verführt. Er ist in die Nacht gekommen, immer heimzu gelaufen und immer wo anders hingekommen. Da seien unterwegs zwei Leutle in einem Feld gewesen und haben geheut. Er sei zu ihnen hingegangen und habe gesagt: „Ihr Leutle, seid doch so gut und sagt mir, wo ich bin, ich habe den Weg verfehlt." Da haben die mit eigentümlich hoher Stimme gesagt: „Geh von da oder wir zerreißen dich!"

Dann sei er wieder gegangen, sehr lange. Dann kam ein Mann, zu dem sagte er wieder: „Wo bin ich, ich habe den Weg verfehlt." Der sagte: „Sie sind in Hohenems bei der Kirche." Es war der Nachtwächter, der ihn dann auf die Dornbirner Straße führte und so nach Lustenau; und Weib und Kind habe er in größter Angst angetroffen. Sie glaubten, er sei ums Leben gekommen.

Die zwei Leutle waren Geister, die bei Lebzeiten gegangen sind das Heu stehlen in der Nacht und haben es vielleicht einem Armen gestohlen.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 126, S. 88f