248. Das Totenvolk bei Gallmist

Von Tisis hinauf dem Berg zu, in Gallmist, ist beim Wald ein kleines Ried. Dort hat in den Stauden eine Mätele geschöbet und es ist ihm spät geworden. Wie sie die Ziech voll hat und heimzu lauft, hat schon der Mond geschienen. Da sieht es bei den Tannen aufher über das Ried im Mondlicht zwei Burschen schreiten, die ganz still eine Bahre tragen. Woher kommen die und wo anhin wollen sie? Den Geistern und ledigen Burschen soll man ausweichen, wenn man nicht geplagt sein will, denkt das Mätele weidlich, wie die Ahne dann auch sagt, und duckt sich in die Haselstauden. Und die zwei schreiten weiter und vorbei und tragen immer still die Bahre. Wie sie zu einem einschichten Haus dort droben kommen, sieht sie die beiden auf einmal nicht mehr. Da hat es ihr, ich weiß nicht wie, geschwant. Tags darauf ist dort ein Bub gestorben und am dritten haben sie ihn vergraben. Es ist das Totenvolk gewesen und es hätt' auch ihr gelten können.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 248, S. 145