438. Der Fuchs im Zuger Älpele

Etwa anderthalb Stunden vom Dorfe Lech liegt hinter dem Weiler Zug noch die Rotte Älpele. Es waren dort ein doppeltes und drei einfache Häuser, zusammen also fünf Wohnungen. Diese Rotte ist schon lange eingegangen und bekam den Namen Alpe, Grasmeiers Älpele oder Älpeler Alpe. In der oberen Älpeler Alpe trieb vor Jahren ein außergewöhnlich großer Fuchs sein Unwesen. Man glaubte allgemein, daß es ein Geist sei. Vor mehr als hundert Jahren schoß ein verwegener Jäger, Miche genannt, auf dieses unheimliche Tier. Da flog ihm das Feuersteinschloß von seiner Muskete. Fuchs und Jäger sprangen auf das Schloß zu und der Jäger erwischte es noch mit knapper Not, sonst wäre er verloren gewesen. Der Fuchs wurde größer und größer und machte „haushohe Anläufe", um dem Jäger das Schloß zu entreißen. Schon dachte der Jäger zu unterliegen, da läutete es in Zug den Englischen Gruß. Jetzt schlug der Fuchs die Vordertatzen zusammen, schrie auf und zog sich zurück. Nach diesem schweren, nächtlichen Kampfe war Miche lange Zeit ernstlich krank.

Untertags wohnte der Fuchs in einem alten Sennkeller. Einmal saßen etliche Holzknechte in der Nähe der Hütte. Da sagte einer, er müsse doch ein bißchen nach dem Butze sehen und ging zur Hütte, obwohl es ihm die ändern ernstlich widerrieten. Als der Bursche zum Kellerfensterlein hineinguckte, blies ihm der Fuchs ins Gesicht, daß er einen Kopf bekam, angeschwollen wie ein Immenkorb. Schwer krank wurde er nach Hause gebracht. Ein anderer Frevler wurde ein großes Stück von dieser Geisterhütte weggeschleudert, daß ihm Sehen und Hören verging. Ein Bauer von Älpele glaubte nicht an den Geisterspuk. Er legte dem Fuchs ein Luder und paßte ihm in seiner Scheune auf, da ihm dort auch ein Geist nichts anhaben konnte. Der Fuchs kam zum Luder und der Bauer schoß aus nächster Nähe. Da war der Fuchs plötzlich verschwunden und neben dem Köder lag ein roter Strumpf. Am ändern Abend versuchte der Bauer, den Fuchs mit einem Schlageisen zu fangen. Er fing aber wieder nur einen roten Strumpf.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 438, S. 245f