424. Im Frühmeßhaus

Das Frühmeßhaus von Lech steht beim Kirchenplatz. An dieser Stelle habe man die große Glocke gegossen. Die Frühmesser und deren Köchinnen waren überzeugt, daß es in diesem Hause nicht richtig sei. Ein Bauer meinte, er würde an Frühmessers Statt diesen Geist

bannen, aber der geistliche Herr zuckte nur schweigend die Achsel. Als die Frühmeßpfründe nicht weiter besetzt wurde, blieb das Haus lange unbewohnt. Während dieser Zeit gingen einmal zwei Lecher am Frühmeßhaus vorbei. Da hörten sie in der Stube Gepolter, als ob man einen schweren Tisch hin und her schöbe, öfters sah man auch in der Nebenkammer ein Licht, obwohl das Haus unbewohnt stand. Einmal wollten in einer Christnacht zwei Männer das Krippelein holen, das in der Nebenkammer verwahrt wurde. Sie vermochten aber die Tür nicht aufzuschließen, obwohl Schloß und Schlüssel in Ordnung waren. Plötzlich kam es ihnen vor, als ob ein Zweispänner vorbeifahre. Deutlich hörten sie das Knarren der Kutsche und das Traben der Pferde. Im selben Augenblick ging die Tür wie von selbst auf. Niemand wußte etwas von einem Fuhrwerk; es war nirgends bemerkt worden.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 424, S. 238f