397. Der Hirt in der Bärenweid
Ein wildes Männle machte vier Sommer einen fleißigen Hirten in der Bärenweid (Berrenweid). Im vierten Herbst wollte man seine treuen Dienste in etwas belohnen, auch um es künftighin desto gewisser und williger gebrauchen zu können. Man legte ihm ein grünes Röckle auf den Stein, zu dem es oft kam, ohne aber weiter der Hütte sich zu nähern. Es zieht sein Röckle an, besieht sich steif und ruft verwundert aus: "Hätte ich gewußt, daß ich ein solcher Kerl bin, würde ich nicht so lange gehütet haben!" Auf dieses drehte sich das Männle auf einem Fuß herum, drauf staubaus und wurde von da an nicht mehr gesehen.
Die wilden Leute wurden später vom jungen Volke mißhandelt und verspottet, so daß sie zuletzt ganz verschwanden und man nichts mehr von ihnen hörte.
Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 397, S. 224