147. Die letzten Bären

Vor ein paar hundert Jahren gab es noch sehr viele Bären und Wölfe in unserem Lande. Die Leute machten darum die Fenster an den Häusern besonders klein. Noch manche Flurnamen in der Gemeinde deuten auf die Wahrheit der Überlieferung hin, so „Wolfsgruab", „Beararuha", „Bearafalla" u. a. Aus diesen Namen ist auch ersichtlich, auf welche Weise sich die Leute der unangenehmen Nachbarschaft zu entledigen suchten. In der Emser Alpe Schuttannen sieht man noch jetzt solche Mulden, in denen ehemals Bären und Wölfe gefangen wurden.

Durch die starke Verfolgung wurden die wilden Tiere seltener und die letzten Bären hat ein fremdes Männlein aus Deutschland weggeführt. Es kam und sagte, es wolle die Bären da wegholen, und die wilden Tiere folgten ihm wie zahme Schafe. Die Bären aber, die krumm waren oder sonst ein Gebrechen hatten, vermochten den rüstigen nicht zu folgen und liefen den andern einen Tag später nach.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 147, S. 97f