413. Alle Türen auf?

Eine alte Frau schreibt: Meine Mutter war eine Näherin und ging, als sie noch ledig war, auf die Stör. So arbeitete sie auch im äußern Wald bei Dalaas im Hause der alten ledigen Weibsperson, zu der ein Butz ins Haus kam. Er erschien öfters, legte sich auf die Ofenbank und schnaufte und schnarchte, blieb aber unsichtbar. Aus Schrecken darüber erkrankte die Alte öfters. Deshalb holte man aus Bludenz einen Kapuziner, daß er den Butz verbanne. Als die Bannung vor sich gehen sollte, wurden auch die Geschwornen herbeigerufen und der Pater befahl, daß das Weib alle Türen im Hause aufmache. Aber der Kapuziner konnte noch nichts erwirken und erklärte, die Person müsse eine Türe noch nicht geöffnet haben. Da ging sie nachschauen und hatte die Aborttüre aufzumachen vergessen. Jetzt mußte das Weib eine Kerze anzünden und unter eine Türe knien. Der Mönch fragte, ob sie den Butz sehen wolle, sie aber verneinte. Da band der Kapuziner den Strick, den er um seine Lenden trug, um den Butz und führte ihn in das Merumlatobel. Den Umfang des Butzes soll man infolge des scheinbar schwebenden Strickes gut gesehen haben. Das Haus ist in der Nähe des Tobels.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 413, S. 232f