ST. KUMMERNUß
Es war eines heidnischen Königs Tochter. Die war außermaßen
schön und weis. Darum warb ein heidnischer König, der hätte
sie gerne zur Ehe gehabt. Das war ihr leid, denn sie hatte Gott zu ihrem
Gemahl auserwählt. Dies machte ihrem Vater Zorn und er nahm sie gefangen.
Da rief sie Gott an in ihrer Gefängnis und begehret von ihm, daß
er sie also verwandle, daß sie keinem Mann gefalle.
Da verwandelte Gott die Jungfrau und machte sie mit Haar und Bart einem
Manne gleich. Da das ihr Vater sah, fragte er, warum sie also sei. Antwortete
sie, ihr Gemahl hab' sie also gemacht. Sprach er: "So mußt
du sterben wie dein Gott !" Da starb sie willig.
Kümernis, St. Wilgefortis, Axams
Darum wer die Jungfrau anruft in seinen Nöthen, dem kommt sie wahrlich
zu Hilf.
Sie heißt Kummernuß und liegt in Holland in einer Kirche Steinberg.
Wer die Jungfrau ehren will, der läßt ihr Bildnis in eine Kirche
malen.
Man findet ein anderes Zeichen, daß sie einem armen Geigerlein gewirkt
hat.
Da er zu ihrer Bildniß gekommen, las er ihr Leben und geigte mit
Andacht, bis das Bild den Schuh fallen ließ. Er trug ihn zum Goldschmied.
Der Goldschmied sagte, er hab' ihn gestohlen. Das Geigerlein sagte: "Nein."
Man glaubte es ihm nicht und wollte ihn hängen. Da begehrte das Geigerlein
zu dem Bild und geigte, bis daß es den anderen Schuh auch fallen
ließ. Da ließ man den Spielmann ledig. (Sehr verbreitet.)
Hintergründe zur Sage: Kümmernis
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben
von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 906, Seite 524