Das Goldplatzl bei Barbian
        
        Ober Kolmann ist das Goldplatzl, nicht weit von 
        der Ganter-Mühle. Das Bächlein, das dort vorbeirinnt, spült 
        einen klugen Sand aus, und wer es versteht, kann daraus Gold machen. Davon 
        wird erzählt:
        
        Einmal brannte der Müller ober seiner Mühle Kohlen. Da gieng 
        ein Männlein oben hin, setzte sich und schaufelte ganz gelben Sand. 
        Als es ziemlich viel zusammengescharrt hatte, bettelte es um ein Körbchen 
        Kohlen. Damit ging es fort, machte allerlei "Faxen" und hatte bald ein 
        "Gößl" voll Gold, gering gerechnet zwei Pfund. Es war ein Venediger 
        Mannl. Im nächsten Jahre kam es wieder, arbeitete wieder am Bächlein 
        und bat wieder um ein Zeggerle und trug noch mehr Gold davon. Der Ganter-Müller 
        sagte: "Mannl, wenn du Gold machen kannst, nachher kannst du mir auch 
        etwas für die Kohlen zahlen" und rechnete ihm zwei Zwölferstücklen 
        auf. Das Männchen zahlte, schaute noch unwillig um und sprach: "Da 
        wären Sachen. Oft wirft man der Kuh einen Stein nach, der mehr werth 
        ist, als das Vieh." Mit diesen Worten zottelte es den Berg hinab und war 
        verschwunden. Im folgenden Sommer wartete der Müller auf das Mannl, 
        - aber vergebens. (Kolmann.) 
        
        Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus 
        Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 
        1891, Nr. 156, Seite 94