Geisterhund in Schwaz

Ein Fuhrmann fuhr mit seinem Genossen durch's Unterland. Da kamen sie an einem Kreuze vorbei und der Kamerad nahm andächtig den Hut ab und sprach: "Gelobt sei Jesus Christus." Der Fuhrmann lachte und sagte: "Thust du vor diesem Hund auch den Hut ab" und gab dem Bilde mit der Geißel einen Schmiß. Da war der Fuhrmann verschwunden, an seiner Stelle trollte ein schwarzer Hund, dessen eine Tatze eine Menschenhand war, dem Wagen nach. Der Kamerad war nicht wenig erschreckt, faßte sich aber endlich und fragte den Hund, wer er sei und welche Bewandtnis es mit ihm habe. Da gestand das unheimliche Thier, es sei der wegen seines Frevels verfluchte Fuhrmann und er könne nur erlöst werden, wenn er nach Rom komme und plötzliche Absolution erhalte. Der mitleidige Kamerad fuhr bald mit dem Hunde zur heiligen Stadt, wo der heilige Vater ihn freisprach, und der Fuhrmann erhielt wieder sein früheres Aussehen. (Bei Schwaz.)


Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 345/3, Seite 204.