Geister kegeln

Ein kecker Bauernbursche übernachtete einmal auf dem Schlosse Starkenberg. Als es Zwölfuhr schlug, kamen Geister in den Saal und begannen zu kegeln. Todtenköpfe dienten als Kugeln, gebleichte Schenkel vertraten die Kegel. Von den unheimlichen Spielern dazu eingeladen, kegelte er auch mit und gewann. Dadurch wurden zehn Geister erlöst. Sie legten ihm nun einige Schlüssel vor und er mußte errathen, zu welchen Thüren sie gehörten. Auch diesesmal bestand er die Probe und wieder waren zehn Geister erlöst. Da kam der Teufel, der sie gefangen gehalten hatte, leibhaftig daher und kegelte mit dem Burschen; das Geld wurde staarweise gewettet. Der Schwarze zog den Kürzern und wurde vom muthigen Burschen so lange gepeitscht, bis er alle dort gefangenen Geister losgab. Seitdem geistet es auf dem Schloffe Starkenderg nicht mehr und der Bursche erhielt von den Erlösten so viel Geld, daß er es auf zwanzig Pferden wegführen mußte.
(Oberinnthal. Ant. Oberkofler.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 514/2, Seite 286f.