Das Muttergottesbild auf der Brettfall

Ein andächtiger Knappe, der alle Tage seinen Weg über den Brettfallschrofen hinauf zur Erzgrube gieng, befestigte vor vielen Jahren unfern der Stelle, an der jetzt das Kirchlein steht, ein geschnitztes Muttergottesbild an einem Baume, um sich und seine Mitgesellen im Vorübergehen zu erbauen. Allein am folgenden Tage war zu seinem großen Erstaunen das Bildniß nicht mehr an demselben Baume, sondern ans der Höhe des Brettfallberges. Der Knappe setzte es zum zweiten Male an den nämlichen Platz, aber vergebens - jedesmal war das Bild wieder entfernt. Dies wurde nun als Zeichen des Himmels angesehen, daß an der letztern Stelle Maria verehrt werden soll. Bald ward über dem Bilde eine hölzerne Kapelle erbaut. Viele wallfahrteten dahin und legten ihre Opfergaben nieder, aus denen das jetzige Kirchlein erbaut wurde. (Unterinnthal.)

Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 878, Seite 510.