Der Teufel in Schwendau

Nach dem Herrgott suchte der Teufel den Ort auf. Er fand bald einen rechten Platz, an dem es ihm behagte. Das war beim "Krummer", wo er für längere Zeit sein Quartier aufschlagen wollte, denn so enttäuscht Gott Vater über die Hartherzigkeit der Leute gewesen war, so sehr gefiel sie dem Teufel.

Beim "Krummer" lebte ein altes Ehepaar, das sich vom Morgen bis zum Abend lautstark und ohne Pause stritt. Das war für den Teufel freilich ein willkommener Höllenspaß. Die Tochter der beiden Alten lebte auch im Haus. Sie war nicht ganz richtig im Kopf, weshalb man sie im ganzen Dorf die "Lappin" nannte. Die "Lappin" sah den Teufel hinter dem Ofen hocken. Sie erzählte davon den anderen, die Leute glaubten ihr aber nicht und meinten, die "Lappin" spinne wieder.

In der Nacht kam ein Trompeter nach der Musikprobe von Hippach her. Er wollte nach Stockach und musste daher über Schwendau gehen.

Mutterseelenallein trabte er dahin, die Trompete unter dem Arm und ein lustiges Lied pfeifend. Wie er zum "Krummer" kam, sah er einen schwarzen Strick vom Söller hängen. Der Bursch fragte sich, was das wohl sei, trat hinzu und zog daran. Da tat's über ihm einen Schnarrer, und wie er hinauf schaute, saß der Teufl auf dem Söller und ließ seinen langen Schwanz hinunterbaumeln. Dass sich der Musikant nicht mehr länger an dem Ort aufhielt, ist zu verstehen. Er nahm seine Füße unter die Achsel und sauste davon. Seit jener Nacht wusste man, dass die "Lappin" recht gesehen hatte. Und weil jetzt jedermann wusste, wo sich der Teufel aufhielt, ging man ihm gewissenhaft aus dem Weg.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 85f.