Die Tanzwütigen

Auf einem ebenen Fleck draußen bei "Greider" am Schwendberg gab es einmal ein Tanzvergnügen, dem sich die jungen Leute in ausgelassener Freude hingaben. Da kam ein Priester auf einem Versehgang mit dem Allerheiligsten vorbei. Gewöhnlich beugt man bei solcher Gelegenheit das Knie und nimmt den Hut ab. Die Tanznarren ließen sich aber nicht stören, hüpften und johlten und drehten sich im Kreis und ließen den Geistlichen mit dem höchsten Gut unbeachtet vorüberziehen. Da gewann der Teufel Macht über sie, und fortan mussten sie ohne Unterlass weitertanzen, bis sie erschöpft umfielen. Kaum aber ertönte irgendwo Musik, packte es sie wieder mit Gewalt, und sie drehten sich im Kreis, als ob sie besessen wären.

Der Fluch lastete schwer auf ihnen. In ihrer Not suchten sie den Hippacher Pfarrer auf. Der gab ihnen den Rat, für sich sowie ihre Kinder und Kindeskinder das Gelübde abzulegen, zeitlebens jedes Tanzvergnügen zu meiden. Die den Rat befolgten, waren von Stund' an von ihrer Besessenheit erlöst. Drei von ihnen, zwei Mädchen und ein Bursch, gingen nach Gschnitz zu einem frommen Pater, damit er ihnen den Tanzteufel für immer austreibe. Als nach der Frühmesse die Beschwörung begann, fing es über den Köpfen der Mädchen zu rauschen an, als fliege ein Schwärm Raben auf. Aus dem Mund des Burschen wand sich eine schwarze Schlange mit glühenden Augen, schlängelte zum Weihbrunnbecken und ertrank im geweihten Wasser. Da waren die drei von ihrer Tanzwut geheilt.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 96f.