SANKT PANKRAZBERG

Jetzt aber auf zum Kirchlein von "Kleinboden", das dem heiligen Pankrazius geweiht ist. Es steht auf einem Schuttkegel knapp vor der Einmündung des Finsingtals und hat folgende Entstehungsgeschichte:

Vor langer Zeit ist an diesem Ort nach Silber gegraben worden. Das taube Gestein wurde ein Stück weit vom Stolleneingang zu einem Haufen geschüttet, der sich bald zu einem mächtigen Hügel türmte. Als nach einigen Jahren den Leuten die Ausbeute zu gering wurde, stellten sie das Graben ein und mauerten den Stolleneingang zu. Davor errichteten sie dem Herrgott zum Dank eine kleine hölzerne Kapelle. Die ist aber nicht lang gestanden, denn in einer Gewitternacht gingen Muren ab, eine davon riss die Kapelle mit. Der Stolleneingang lag am nächsten Morgen aber wieder frei da.

Schrämstollen
Der Stolleneingang am Anfang der Finsingschlucht,
Schrämstollen aus dem 15. Jahrhundert,
Silber, Kupfer und Eisen wurden abgebaut,
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Wolfgang Morscher, 5. September 2004

Da meinten die Leute, dass sie vielleicht doch zu früh aufgegeben hätten, und begannen von neuem mit den Grabungen. Und wirklich, als sie tiefer kamen, trat pures Silber zutage. Viele Jahre hindurch förderten sie nun das wertvolle Erz und brachten es zu Reichtum und Wohlstand. Einmal aber geht jede Glückssträhne zu Ende, und so wurde der Stollen abermals zugemauert, diesmal für immer. Die Stelle ist heute noch zu sehen.

Filialkirche St. Pankraz
Filialkirche St. Pankraz, Fügenberg, Zillertal
Erste urkundl. Erwähnung 1338, der heutige Bau
stammt aus zwei markanten Bauphasen: 1494 und 1497
Ganzjährig aufgestellte Weihnachtskrippe mit barocken
Gliederfiguren (Franz Xaver Nissl?) in Zillertaler Tracht
Vgl. DEHIO-Handbuch Tirol, 1980, S. 265

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Berit Mrugalska, 5. September 2004

Obwohl die Leute durch den Bergsegen steinreich geworden waren, vergaßen sie den Herrgott nicht. Eine Kapelle freilich wäre ihnen jetzt zu armselig vorgekommen, darum bauten sie eine richtige Kirche, und zwar auf der Kuppe der Geröllhalde, damit das Gotteshaus vor künftigen Muren sicher sei.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 19