Der Nösslachgeist

Auf der Nößlachaste im Zillergrund, die heute "Blaikaste" heißt, ging ein Geist in Gestalt eines weißen Mutterschafes um, das immer ein schwarzes Lamm bei sich hatte. Die Leute nannten den Geist die "Nößlachebe" (Ebe = Mutterschaf). Stets hielt es sich in der Nähe der Hütte auf, lag am liebsten aber unter dem Stubentisch. Es tat niemandem etwas zuleide, war vielen aber doch unheimlich. Eines Sommers trat auf der Aste ein junger Bursch in Dienst, der gern wilderte. Mit dem Geisterschaf machte er kurzen Prozess und jagte ihm, als es unter dem Stubentisch schlief, eine Kugel in den Schädel. Im selben Augenblick war es samt seinem schwarzen Lamm verschwunden und wurde seither nie mehr gesehen.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 113.