St. Laurenz

Zu St. Laurenz am 10. August will der Bauer sein Grummet unter Dach haben. Ab diesem Zeitpunkt muss man auf den Bergwiesen nämlich schon mit überraschenden Schneefällen rechnen. Heißt es doch: "Laurenz hockt rittlings auf der Grenz', einen Fuß grün, den andern weiß." Auf der "Eben", einem stolzen Bauernhof auf dem Schwendberg, gab es eine Bäuerin, die nichts Besseres zu tun wusste, als den Heiligen auf spöttische Art herauszufordern.

Man schrieb den 9. August, das Futter war trocken in die Scheune gebracht. Da bestieg sie ein Pferd, ritt auf der Wiese vor dem Haus auf und ab und rief: "Laurenz, eing'heut ist, wenn's dir nicht passt, so wend's!" Das muss den Heiligen arg gewurmt haben. Anderntags kam ein Gewitter, der Blitz schlug in den Heustadel, und das Feuer vernichtete die Heuernte.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 97f.