Der Almgeist von Brandberg

Auf einer Alm in Brandberg war ein Bauer mit dem Vieh beim "Nachherbsten". So sagt man, wenn spät im Jahr das Bergheu aufgebraucht wird. Futter war noch reichlich vorhanden und reichte gewiss bis über Weihnachten hinaus. Der Bauer wäre gern zur Christmette ins Dorf gegangen, wenn er eine Aushilfe gehabt hätte. Doch damit sah es schlecht aus. Da kam am Heiligen Abend ein Männlein zur Tür herein und bot ihm an, beim Vieh zu bleiben. Der Bauer war's zufrieden und machte sich auf den Weg zur Mette. Das Mandl aber stellte sich hinter die Stalltür und lauschte. In der Heiligen Nacht redet nämlich das Vieh miteinander. So vernahm das Mandl, dass ein Dieb die Alm heimsuchen werde. Da legte sich der dienstbare Geist auf die Lauer. Es dauerte nicht lang, da schlich eine Gestalt in die Hütte. Das Mandl nicht faul, sprang dem Mann aufs Genick und versetzte ihm einen Stoß, dass es ihn überschlug. Als der Bauer zurückkam, lag der Dieb mit gebrochenen Beinen auf der Türschwelle, klagte laut und flehte den Bauern um Vergebung an.

Das Mandl aber war verschwunden und tauchte nie mehr auf.

Quelle: Hifalan & Hafalan, Sagen aus dem Zillertal, Erich Hupfauf, Hall in Tirol, 2000, S. 112f.