Die "Lotterherberge"

Vor fast anderthalb hundert Jahren wurde zu Oberau, dem Hauptort des Thales Wildschönau, ein armer alter bittender Mann von mutwilligen Buben gar sehr geneckt, sogar einen brennenden "Zunder" (Buchenschwamm) haben sie ihm in seine Inerpressibeln gesteckt. Ohne dies zu bemerken, ging er zur nächtlichen Ruhe auf's Stroh. Durch den glimmenden Schwamm entzündete sich die Hose und das Stroh, und das ganze Dorf verbrannte zur Strafe der herzlosen Rohheit bis auf ein einziges Haus, das wegen der milden Gesinnung seines Besitzers, welcher alle Armen übernachtete, "Lotterherberge" hieß und noch heißt (Ein Seitenstück zum gastlichen Zigeunerhaus im Ötztale [sic], das nie verrinnt und nie verbrinnt).

Quelle: Der Sagenkranz der Wildschönau, in: Heimat Wildschönau, Ein Heimatbuch, Dr. Paul Weitlaner, Schlern-Schriften Nr. 218, Innsbruck 1962, S. 125 - 155.