Der Teufel als Tänzer
Vom Ziegelbrenner bei Brixlegg ging einst ein sauberes Dirndl ganz allein
zu einer Tanzunterhaltung nach Kramsach. Als sie an der Wegkapelle vorüberkam,
sah sie auf der Bank hinter derselben einen schmucken Jäger sitzen.
Es war ein schlanker, bildschöner Bursch mit einer tollen Habichtsfeder
auf dem Hütl, und rauchte ein kleines Nasenbrennerl. Er grüßte
das Dirndl freundlich und fragte dasselbe, wo es hingehe. Nachdem sie's
ihm gesagt hatte, bat er um die Erlaubnis, sie begleiten zu dürfen.
Die Dirn willigte freudig ein, denn sie hatte sich schon gedacht, wenn
sie allein hinkomme, werde sie schwer einen Tänzer finden. Nun aber
war sie überzeugt, daß sie den Ergstn von allen hätte.
In Kramsach zeigte sich der Jägersbursch auch wirklich als der beste
Tänzer und schneidigste Schuhplattler, und die anwesenden Mädchen
begannen schon das glückliche Dirndl, das einen so prächtigen
Buben hatte, mit neidischen Blicken zu verfolgen. Da bemerkte man plötzlich,
daß der vermeintliche Hubertusjünger Geißfüße
bei den Hosen unten aushänge. Wie der Tschuggau gewahrte, daß
er entlarvt sei, drückte er das Dirndl einen Augenblick so fest an
sich, daß es ohnmächtig zu Boden stürzte und lange kein
Zeichen mehr gab.
Quelle: Der Teufel als Tänzer, Dörler, Tiroler Teufelsglaube, ZfVk. 9, 1899, 261f zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 189, S. 102f