Kasertörggelen

Den ganzen Sommer über wohnen unsichtbarerweise die Kasertörggelen auf den Almen. Das sind sonst harmlose Wesen, nur die Neugierde können sie nicht vertragen.

Um Martini ziehen sie von der Alm ab und da segnen die Leute ihre Häuser, wenn sie abends zwischen acht und neun Uhr im Dorfe vorbeiwandern. Man verschließt dann die Fensterbalken so fest als möglich. War aber einmal ein neugieriger Knecht und schaute heimlich hinaus. Da zogen sie vorüber, eine ungezählte Kinderschar. Schon kamen die letzten heran. Auf einmal erklang eine Kinderstimme: Geh, tu dös Balkl zu! Sofort war der Knecht erblindet.

Er versuchte alle möglichen Mittel zur Heilung, er befragte fromme Priester - vergebens. Da gab ihm endlich eine alte Bäuerin den Rat: Nächstes Jahr mehr zu schauen. Er tat es. Richtig wanderten die geisterhaften Kinder wieder vorbei. Schon glaubte der Arme, sie wären vorüber, als eine Stimme ertönte: Geh, tu dös Balkl auf! Er wurd sofort wieder sehend.

Quelle: Kasertörggelen, Greußing, Sagen und Bräuche aus dem Stubaital, ZfVk. 3, 1893, 172 zit. nach Will-Erich Peuckert, Ostalpensagen, Berlin 1963, Nr. 263, S. 143f