Der Hexentummelplatz im Griesner Kar

Oben neben dem Griesner Tor erhebt sich ein schwarzer Felskopf, ein Hexentreffpunkt. Dort hinauf wurden die Hexen vor urdenklichen Zeiten gebannt. Noch heute sagt man, dass da oben Hexen hausen und in der Heiligen Nacht Musik machen und tanzen. Beim Griesner Bauer draußen war ein Knecht, ein recht frischer, verwegener Bursche, der sagte voll Spott, er gehe in der Heiligen Nacht hinauf auf den Tummelplatz zum Hexenball. Er ist auch gegangen; wie er aber heimkam, spottete er nicht mehr; er fing zu kränkeln an und ist bald darauf gestorben.

Der Griesner Bauer war sehr wohlhabend und angesehen und ritt immer auf einem Pferd zur Kirche. Eines Abends kam ein fremdes Mädchen zu ihm ins Haus und bat als Magd aufgenommen zu werden. Da sie ihm gefiel, nahm er sie auf und hatte es auch nicht zu bereuen; denn sie war schweigsam, recht brav und eine tüchtige Arbeiterin. Woher sie jedoch kam, das konnte niemand aus ihr herausbringen. Eines Tages war der alte Griesner Bauer auf seine Alm hineingeritten. Als er am Abend zurückkehren wollte, hörte er vom Hexentummelplatz herab eine Stimme: „Michl!” (so hieß nämlich der Bauer). „Was ist's?”, fragte der Bauer. Die Stimme sprach: „Sag der Muschlag-Tusch, sie soll kommen, der Rauchbintner ist krank.”

Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, und ritt heim. Zuhause erzählte er davon. Da stand die fremde Magd auf und ging wortlos zur Tür hinaus. Man sah und hörte nie mehr etwas von ihr.

Quelle: OSR Anna Mantinger, Kirchdorfer Sagen und Leit, in: Kirchdorf in Tirol, HG Gemeinde Kirchdorf in Tirol, 2005, S. 137. Nach Herbert Jennewein, dieser nach Anton Karg.