Die Sage vom Jöchl-Teufel

Am östlichen Fuße des Kaisers steht in einem Fichtenwald auf einem isolierten Felsblock die Jöchlkapelle. Es war im unweit davon gelegenen Weiler Griesenau eine lockere Dirne, die einen Jägerburschen öfters in die Kammer ließ, bis sie gewahrte, dass derselbe hohlen Leibes und der leibhaftige Teufel sei. Ein Priester versprach, sie zu befreien, wenn sie den Namen des teuflischen Liebhabers angeben könne. Der hatte ihn aber immer wohlweislich verheimlicht. Zwei Knaben, hinter einem Zaune versteckt, hörten ihn aber einmal in der Nacht singen:

„Es freut mi nix baß
Als der nachterig Spaß
Und dass 's Dirndl nit woaß,
Dass i Kälberfuaß hoaß“.

Der Priester machte ihn nun erscheinen und warf ihm vor, dass er das Weibsbild verführt habe; der Teufel meinte aber, dieses habe ihn verführt. Endlich musste er sein weiches Lager mit dem harten Stein vertauschen, auf den er verbannt wurde. Auch da stiftete er allerlei Böses, hielt die zum Gottesdienst Vorbeiwandelnden mit allerlei Späßen auf oder bewog sie zur Rückkehr, indem er ihnen weismachte, sie kämen ohnehin viel zu spät. Ein frommer Pater von Kitzbühel bannte ihn nun auch vom Jöchlstein weg, auf dem sodann die vorgenannte Kapelle gebaut wurde.

Quelle: OSR Anna Mantinger, Kirchdorfer Sagen und Leit, in: Kirchdorf in Tirol, HG Gemeinde Kirchdorf in Tirol, 2005, S. 137. Nach: Ignaz Vinzenz Zingerle, Sagen aus Tirol.