Schloss Schönweer (Schönwerth)

Dem vom Westen nach Volders gelangenen Besucher fällt sofort nördlich der Bundesstraße ein großes, von einer alten Ringmauer umgebenes Grundstück auf.

Hier, nordwestlich der St. Johannes Kirche, stand einst das "verwunschene Schloß" Schönweer oder Schönwerth. Nichts außer der Ringmauer, Rondellresten an ihren Ecken und - bis vor einiger Zeit - einer barocken Madonnenstatue in der Mauernische des nahe der Bundesstraße gelegenen Wohnhauses erinnert heute noch an den einst stattlichen Ansitz.

Ein Anschauliches Bild davon zeichnet die Ansicht im Schwazer Bergbuch aus dem Jahre 1556: Sie zeigt ein mächtiges Gebäude, überragt von einem hohen Turm mit Zinnenkranz und spitzen Turmhelmen an allen Ecken und einen benachbarten kleineren Turm. Angelegt wurde er offensichtlich zur Verteidigung - ein noch
1452 erwähnter Rundumgraben und ein Fluchtgang weisen darauf hin. Eine Sonderstellung nimmt Schönwerth hinsichtlich seiner Lage ein. Der Name in seinen zwei Schreibweisen hat die Forscher zu Verschiedenen Deutungen veranlasst. Die Endung des Namens auf "-werth" (= Insel) lässt einerseits den Schluss auf eine Wasserburg zu, womit es den vermutlich nur vier tiroler Burganlagen in einer Ebene zuzurechnen ist: Lichtwerth nahe Schloss Matzen im Unterinntal, Schönwerth, Maretsch und Gries bei Bozen. Die ebenfalls übliche Schreibweise Schönweer deutet andererseits auf die vermutlichen Erbauer des ursprünglich Mittelalterlichen Wohnturmes, die Edlen von Weer, hin. Diese scheinen seit 1209 urkundlich in Volders auf.
Bereits 1748 entschied sich aber Schönwerths Schicksal. In das Anwesen fuhr ein Blitzstrahl, und es brannte völlig nieder.

Dem Volksmund nach habe ein altes Zigeunerweib, als es dort keine Herberge bekam, das Schloss verwünscht und prophezeit, es werde binnen kurzem von Feuer zerstört, und keiner sei imstande es wieder aufzubauen.

Der damalige Besitzer schien einen Wiederaufbau gar nicht erwogen zu haben, behielt aber die zugehörigen Güter. Andre Steinlechner, der zweite Gatte von Katharina Reinisch, Witwe des "Helden von Spinges", "Senseler" Anton Reinisch, ließ 1804 die Ruine abtragen und errichtete das an der Bundesstraße stehende Haus mit der schon erwähnten, heute in sicherer Verwahrung befindlichen, barocken Madonnenstatue.

Quelle: nach Heinz Moser HG, Volders: eine Wanderung durch drei Jahrtausende, Volders 1984; leicht gekürzt; Email-Zusendung von Alexander Steinicke, 17. September 2006.