Arme Seelen

Als der Tiroler Geschichtsschreiber, Regierungsrat P. Adjut Troger, im Jahre 1896 Direktor des Haller Gymnasiums war (das damals noch im Gebäude der jetzigen Knabenvolksschule untergebracht war), mußte ich einmal wegen eines Artikels für unseren "Unterinntaler Boten" in der Direktionskanzlei vorsprechen. Während P. Direktor noch einige Sätze dazuschrieb, schaute ich neugierig zum Fenster hinaus und spähte auf die gegenüberliegende Stiftskirche mit dem kleinen ehemaligen Stiftsfriedhof. Je länger ich schaute, desto mehr vergaß ich, wo ich war, bis P. Adjuts mahnende Stimme mich zurückrief. Der hochw. Herr meinte, es sei doch ein Kreuz, wie oft er von diesem Fenster aus weiße Gestalten, die herumschwebten, und rote Lichte sehe. Er bete viel für deren Seelenruhe.

Quelle: Geistererscheinungen im Haller Damenstift, nach anvertrauten Aufzeichnungen des Frl. Ida Feuerstein, Oberstaatsbibliothekar Dr. Hans Hochenegg, Tiroler Heimatblätter, Heft 7/9 1955, S. 89.