Die Braut unter den Todten [Toten]

Ein Bursch im Unterinnthal [Unterinntal] hatte sich ein Dirnlein ausgesucht und wollte sie heiraten. Es war schon alles in Ordnung gebracht, der Pfarrer hatte die Brautleute schon von der Kanzel verkündet, doch der Bursche hatte immer Furcht, dass sie nicht zusammenkämen. Um Gewissheit zu erhalten, gieng er in der heiligen Nacht auf den Friedhof, da man sagte, man sehe dann dort die Todten des nächsten Jahres. Wirklich kamen die Geister, und auch seine Dirne war dabei. Sie schaute ihn an und drohte ihm mit dem Finger. Nun wusste er's. Diese Neugierde war Sünde; zur Strafe starb seine Braut nach wenigen Tagen. (Schwaz.)

Quelle: Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf Heyl, Brixen 1897,
Nr. 34, S. 72