Der Putz und der Stier

Ein Hirt "am Birg" (oberstes Lechthal [Lechtal]) hatte einen sonst ziemlich zahmen Stier auf seiner Alpe. Mitten in der Nacht gieng einmal ein fürchterlicher Lärm los, der Stier war ganz wild geworden. Als der Hüter nachschaute, sah er den Stier am Rande eines Tobels mit einem Geiste raufen. Einigemal warf der Putz den Stier in den Abgrund, so dass der Hirt meinte, das Vieh müsse hin sein, aber immer kam der Stier wieder hervor. Der Hirt wagte es nicht, ins Mittel zu treten. Als es betläutete, verschwand der Geist; von da an aber war der Stier so wild, dass man ihn wegthun [sic] musste.

Quelle: Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf Heyl, Brixen 1897,
Nr. 21, S. 21