DAS LITZENMANNL

Da hat einmal ein Knechtel in Stubai mit einer Dirne angebandelt und ist wohl richtig gleich zum Fensterlen kommen. Der Vater der Dirne hat nichts wissen wollen von dem heimlichen Zeug und hat "a Litzenmannl gar schön bettelt", daß es ihm helfen thäte. A Litzenmannl, das ist ein kleines Ung'schichtl und schaut gerade so her wie ein zwetschkener "Klaubau". Es wohnt im Tennen auf der Litzen (Bretterboden zum Streutrocknen) und ist der Schützer des Hauses. Das Mannl hat's versprochen, und wie der Bua fensterlen gangen ist, steht's richtig vor dem Madl ihren Fenster. Zuerst hat der Bua g'schaut, nachher hat er gelacht, drauf aber hat's ihm den Kragen "umdrahnt", daß sein G'schau hinten auf dem Buckel gesessen ist.


Quelle: Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, gesammelt und herausgegeben von Johann Adolf Heyl, Brixen 1897, Nr. II /47, Seite 85