Der Zoinar

In der Kerblgasse zu Zell am Ziller wurden die Leute oft durch ein lautes Hämmern und pochen in ihrer Nachtruhe gestört, denn es arbeitete ein Büßer mit großem Eifer an den Zäunen, welche die Felder und Gärten um die Häuser einsäumen. Mann nannte ihn deshalb der "Zoinar". Neben sich hatte er ein "Zeggarl", in welchem seine Werkzeuge lagen. Niemand getraute sich, den Geist anzureden und jedermann, der ihn erblickte, eilte schnell an ihm vorüber. Da kam einst spät nachts noch ein Bauer daher, der beim "Hoislar" unten das Sprüchl:

"Giggal, Gaggal,
Olleweil nöch a Fraggal"

wohl allzusehr in Anwendung gebracht hatte. Er sah den Geist mit hochgeschwungenem Hammer auf die Zaumpfähle losschlagen und sagte zu ihm: "O mei Heit'r, kinast wöl ach amöl Fei'rob'nd loss'n; es war grod nimmar z'friah!" Damit war der Geist erlöst, dankte dem Bauer und verschwand.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 36.