Die Todtenköpfe

Einem verbreiteten Aberglauben zufolge kann man einen Todtenkopf in der heiligen Nacht, wenn man ihn eine Zeit lang im Wasser sieden läßt, in pures Gold verwandeln. Dies wußte auch ein Handwerker in der Scharnitz und beschloß, einen Versuch zu machen. Er schlich während de Christmette auf den Friedhof, stahl einen Todtenkopf aus demselben und trug ihn nach Hause. Hier legte er ihn in einen Topf, goß Wasser hinein und setzte ihn voll Zuversicht, daß ihm bald das reinste Gold entgegenleuchten werde, über das Feuer. Als aber das Wasser zu "blappern" anfieng, öffnete sich plötzlich die verschlossene Thüre und es begann eine ganze Menge Todtenköpfe hereinzupumpern. Von einem tödlichen Schrecken gepackt, vermochte er gerade noch, um sich zu retten, den Topf umzustoßen, daß der Schädel auf den Boden kollerte. Der Mann aber stürzte dann ohnmächtig zusammen. Als er wieder zu sich kam, war der ganze Spuk verschwunden.

Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr. 118.