DIE SALIGE STRAFT

Ein saliges Fräulein half einst an einem glühendheißen Sommernachmittage auf einem Felde den Dirnen das Heu zusammenzurechnen, das dann die Männer mit ihren Gabeln auf den Wagen luden. Einer der Heuer, ein übermütiger Bursche, spöttelte beständig über die Salige und suchte sie auf jede Weise zu necken. Sie beachtete aber seine Spöttereien nicht und ließ sich keineswegs in ihrere Arbeit stören. Dies reizte den Burschen noch mehr und er gedachte, ihr einen tüchtigen Denkzettel zu geben. Wie von ungefähr ergriff er den Wiesbaum und wollte ihn der Saligen auf die Füße werfe, traf aber seinen eigenen und zwar so unglücklich, daßs er sein Lebtag lang hinken mußste. (Völs).


Quelle: Sagen aus Innsbruck's Umgebung, mit besonderer Berücksichtigung des Zillerthales. Gesammelt und herausgegeben von Adolf Ferdinand Dörler, Innsbruck 1895, Nr 4, Seite 3f.