Der spottende Hirt vom Moderstock
Auf der Alpe Moderstock war einmal ein Hirt namens Sepp. Er hatte ein "grobes Maul" 1) und fluchte und teufelte 2) wegen jeder Kleinigkeit. Kein Tag verging, an dem er nicht eine Gotteslästerung aussprach.
Ein regnerischer Tag war es. Sepp mußte die Kühe in den Haag treiben. Da geschah es, daß ihm eine Kuh in die Ache ging. Nun wurde ihm bange. Er versuchte die Kuh herauszutreiben - alles half nichts. Wie es die Gewohnheit des Sepp war, fing er an zu fluchen und teufein. Er grub mit den Händen ein Loch und legte den Hut darüber. "Wanns an Toifl geit, aft sollt er bei den (diesem) Loch auffa schaug'n", sprach er. Er nahm den Hut weg und wurde ganz bleich. Der Teufel schaute wirklich herauf.
Der Hirt begann sich zu bessern. Er wußte, daß es einen Teufel gibt.
1 Wer viel flucht, der hat ein "grobes Maul", sagt der Volksmund.
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2 Wenn man den Teufel zum Fluchen gebraucht. (Anton Schipflinger)
Quelle: Anton Schipflinger in: Tiroler Heimatblätter,
1939 Nr. 4, S. 114-116.
aus: Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner
näheren Umgebung, gesammelt und niedergeschrieben vom Penningberger
Volksliteraten Anton Schipflinger, zusammengestellt von Franz Traxler,
Innsbruck 1995 (Schlern-Schriften Band 299).