Der steinerne Ritter

Hinter Schwaz erhebt sich die graue Bergruine Freundsberg, das Stammschloß eines Heldengeschlechtes, aus dem Georg und Caspar von Freundsberg, ein mannliches Brüderpaar, im 16. Jahrhundert hervorgingen.

Freundsberg bei Schwaz, Tirol © Tanja Beinstingl

Burg Freundsberg, Schwaz, Tirol
Usprünglich Wehrbau. Die Herren von Freundsberg werden seit dem 12. Jahrhundert erwähnt.
Die heutige Kapelle wurde 1637 geweiht, die älteste Kapelle wurde 1177 geweiht.
Heute Heimatmuseum und Museum der Stadt Schwaz.
© Tanja Beinstingl, Mai 2004

Die Sage läßt das frühere Schloß 200 Jahre vor Christi Geburt bereits erbaut werden und als Römerkastell die Gegend beherrschen. Jetzt steht nur noch ein alter Turm und neben ihm eine Kapelle zu den 14 Nothelfern. Dieser Turm gewährt einen der herrlichsten Aussichtpunkte im ganzen Unterinntale. Von diesem Turm der Freundsberger soll ein unterirdischer Gang nach dem gegenüberliegenden Schlosse Siegmundslust, über Vomp, führen, aber die Stiege zu diesem Gang ist längst verfallen. Als man noch hinuntergelangen konnte, wagten sich einmal zwei Männer in den Gang, da stießen sie plötzlich auf die Steingestalt eines Ritters, die sie so ernst und drohend anschaute, wie der alte Freundsberg seine Feinde, so daß sie scheu zurückwichen und froh waren, wieder an das Tageslicht zu kommen. Hätten sie, weniger von Furcht beseelt, die Steinplatte mutig angegriffen und in die Felskluft zurückgeschoben, denn es war nur eine Art von Türe, so würden sie weiter vorgedrungen und in Besitz eines großen Schatzes gelangt sein. - Es ist noch mancherlei Sehenswertes in dem alten Burgturme; eine Kerkerkammer mit etwas Rüstungen und Gewaffen; droben im Saal ein Steintisch und geschnitzte Wappenschilder. Über Freundsberg wird noch des weitern erzählt, daß ein frommer Pater vom Stifte Fiecht einem glaubwürdigen Manne anvertraut habe, daß am Allerseelentag in der Mitternachtsstunde sich in benannter Kapelle eine verschlossene Pforte öffne oder geöffnet habe, aus der ein Zug schwarzgekleideter Ritter und Edelfrauen paarweise sich bewege, in den Betstühlen niederknie und dann auf ein Zeichen mit einem weißen Sacktuche, das einer der Ritter gebe, sich wieder zurückziehe und samt der Türe verschwinde. Von dem jenseits des Inn liegenden Schlosse Siegmundslust, welches mit der Freundsberger Sage durch den unterirdischen Gang hier in Verbindung gebracht wurde, wird auch gar viel erzählt vom

Zottelhund und Schatzofen zu Siegmundslust

Da hat ein Bauer des Schloßgutes, als er ein Bub von 15 Jahren gewesen, mit ändern seinesgleichen im Schlosse "Verstecken" gespielt und ist in ein Ofenloch gekrochen, um sich im Ofen zu verbergen. Nach einer Weile hörte er ein schreckliches Getöse, das Ofentürl, welches er von innen zugemacht hatte, sprang auf, und ein häßlicher, zottiger Hund sprang durchs Ofenloch hinaus, ohne daß der Bub denselben früher bemerkt hatte. Seitdem wagt niemand in diesem Zimmer zu verweilen, und man hat zur bessern Vorsicht vor das Ofentürl einen Kasten gestellt. Weiters wird auch beigesetzt, daß vor mehr denn 20 Jahren unter diesem Ofen ein großer Teil des Schatzes gehoben worden sei, weshalb der Hund nicht mehr so sehr gefürchtet werde.

Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 89