Die guten Schützen.

Vor vielen Jahren haben auf den Schlössern Silberberg und Althaus zwei Ritter gelebt, die wegen Grenzstreitigkeiten einander nie recht mochten und einander Schabernak machten, wo sie nur konnten. Ihre Schlösser standen einander derart gegenüber, daß einer den andern genau beobachten konnte. Eines Tages nun stand der Althauser vor der Tür, und der Silberberger sah gerade herüber, wie der Althauser von einem Boten einen Brief bekommen hatte. Der Althauser faltete den Brief auseinander und las; da dachte sich der Silberberger dabei: Jetzt werde ich ihm einen Schabernak spielen. Er holte sich seinen Bogen und schoß einen Pfeil mitten durch den Brief. Der Althauser sah auf und erkannte beim Hinüberschielen den Silberberger.

Es vergehen ein paar Tage. Der Althauser schaut beim Fenster heraus und sieht auf Silberberg hinüber und nimmt wahr, wie dort der Ritter auf einer Bank sitzt und jaust. Der Althauser nimmt seinen Bogen und schießt dem Nachbarn das Stück Speck weg, das er gerade in den Mund schieben wollte.

Quelle: Burgsagen aus Steiermark, P. Romuald Pramberger, Seckau 1937, S. 11.
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