Der Riese Vasold und die Schöcklhexen
Im steirischen Alpenland gab es einst viele Riesen. Sie waren zumeist gute Berggeister.
Einer von ihnen war der Riese Vasold, der auf dem Schöckl hauste und über Stürme und Wetter gebot.
Er war allen Unholden, besonders den Hexen spinnefeind. Als diese einmal auf der Höhe des Berges beim Wetterloch ein besonders fürchterliches Hagelgewitter auskochten, um es über das ganze Tal auszuschütten und die jungen Saaten zu vernichten, kam plötzlich der Riese daher und verjagte die heimtückischen und böswilligen Gehilfinnen des Teufels.
Heulend entflohen sie und verbargen sich in einem alten verfallenen Turm der nahegelegenen Ruine Ehrenfels am Fuße des Berges. Aber der Riese verfolgte sie. Mit einem gewaltigen Ruck hob er den aus einer leeren Fensterhöhlung wachsenden Baum und mit ihm auch den ganzen Turm in die Höhe und verscheuchte das Gezücht aus seinem Reich.
Die Hexen aber wählten von da an den Hochstradnerkogel im Süden des Landes zu ihrem Lieblingsaufenthalt, wo sie bei ihren geheimen Zusammenkünften ungestört ihren nächtlichen Reigen aufführen konnten.
Quelle: Hans von der Sann, Sagen aus der grünen Mark.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 163.