Das Türkenessen im Palais Saurau

Unter dem Dachvorsprung des Hauses der Grafen Saurau in der Sporgasse ragt aus einer Lücke das hölzerne Bildnis eines Türken mit Schild und Schwert heraus.

1532 waren die Türken wieder einmal in die Steiermark eingefallen und bis Graz vorgedrungen. Die Stadtbewohner flüchteten in Panik auf den Schlossberg und suchten in den Festungsmauern Schutz. Die Türken richteten sich indessen unter ihrem Befehlshaber Ibrahim Pascha in der Stadt auf die Belagerung des Schlossberges ein. Eines Tages saß Ibrahim Pascha mit seinen Offizieren im besagten Haus an der mit herrlichen Speisen gedeckten Tafel. Vor ihnen stand eine Schüssel mit einem köstlichen Braten. Da richtete einer der Kanoniere vom Schlossberg sein Geschütz auf die Schüssel und feuerte los. Die Kugel landete genau in der Schüssel und der Braten flog heraus. Erschrocken über diesen Meisterschuss sprang der Pascha auf und verkündete: „Wenn ich diesen heißen Ofen (die Festung) nicht haben kann, so mag ich auch die kalte Stube (die Stadt) nicht!“ Er brach die Belagerung ab und zog mit seinem Heer von Graz ab. Zum Andenken an diesen Meisterschuss des steirischen Kanoniers wurde am Saurau'schen Haus das Bildnis eines türkischen Offiziers angebracht, der erstaunt dem davongeschossenen Braten nachspringen oder zumindest nachblicken möchte, wohin er denn geflogen sei. Und noch heute blickt der hölzerne Türke nach dem Braten in die Sporgasse.

Quelle: Johann Schleich (Hg.), Der steirische Sagenschatz, Graz 1999, S. 378