Die Floraquelle

Die Floraquelle entspringt am dicht bewaldeten Nordwesthang des Plabutsch in Gösting.

Früher, bevor das Wasser der Quelle noch nicht gefaßt war, sondern aus einer Spalte des Berges in einen kleinen, spiegelhellen Tümpel floß, soll sich dort öfter eine Wassernymphe gezeigt haben.

Wenn die Steinchen am Grunde des Beckens in den Sonnenstrahlen, die durch das grüne Blätterdach fielen, in allen Farben funkelten und blitzten und nur Vogelgezwitscher und das leise Murmeln der Quelle zu hören waren, geschah es manchmal, daß man die Nymphe sehen konnte, wie sie auf einem Stein am Rande des Tümpels saß und kleine Blüten in ihr feines, seidenglänzendes Haar flocht. Je nach Jahreszeit trug sie einen Kranz aus bunten Waldblumen, denn sie war auch eine Waldnymphe.

Im Winter, wenn der Frost die Quelle zu Eis erstarren ließ, wird sie wohl zu den Erdmännchen und Wurzelzwergen schlafen gegangen sein.

Quelle: Julius Kratina, mündlich 1936.
In: Annemarie Reiter (HG.), Grazer Sagen und Geschichten, Graz 1996, S. 167.